Blutausstrich & Färbungen

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Blutausstrich

Blutausstriche mit Giemsa-Färbung
Anfertigung eines Blutausstriches (s. Text)

Der Blutausstrich (engl. blood smear, blood film) ist eine bewährte labormedizinische Methode zur mikroskopischen Analyse von Vollblut. Er dient sowohl der qualitativen als auch semi-quantitativen Zytodiagnostik der zellulären Blutbestandteile und ermöglicht die Differenzierung von Leukozyten, Erythrozyten-Morphologien und Thrombozyten.

Er ist zudem unverzichtbar für den mikroskopischen Nachweis von Parasiten (z. B. Plasmodien, Trypanosomen, Filarien) und spielt eine zentrale Rolle in der Tropenmedizin, Hämatologie und Infektionsdiagnostik.

Indikationen

Technik der Ausstrichherstellung

Die manuelle Ausstrichtechnik erfordert Sorgfalt und Routine. Verwendet werden zwei Objektträger:

  1. Ein kleiner Blutstropfen (1–2 µl kapillares oder EDTA-Blut) wird ca. 1 cm vom Rand eines Objektträgers aufgetragen.
  2. Ein zweiter Objektträger („Zieher“) wird in ca. 30–45° Winkel an den Blutstropfen angesetzt.
  3. Sobald das Blut durch Kapillarkraft unter den Zieher läuft, wird dieser mit gleichmäßigem Druck rasch über den Träger geschoben.
  4. Das Ergebnis ist ein keilförmiger, dünner Film mit einem gut bewertbaren Endbereich (»Monolayer«), in dem sich die Zellen nicht überlagern.

Der Ausstrich wird luftgetrocknet, ggf. mit Methanol fixiert, und anschließend gefärbt.

Färbemethoden

Zur Darstellung der Zellmorphologie werden klassische panoptische Färbungen verwendet. Die wichtigsten:

  • Pappenheim-Färbung (May-Grünwald + Giemsa): Standard in der Hämatologie
  • Giemsa-Färbung: Für Parasitennachweis optimiert
  • Romanowsky-Typen: z. B. Wright-, Jenner-, Leishman-Färbung
  • Field-Färbung: Schnellfärbung für Notfalldiagnostik, besonders in der Tropenmedizin

Vergleich wichtiger Färbemethoden

Methode Anwendungsgebiet Vorteile Nachteile
Pappenheim Hämatologie, Differenzierung Sehr gute Zellmorphologie Färbezeit 15–30 min
Giemsa Tropenmedizin, Parasitologie Gute Parasitenfärbung Weniger differenziert bei Leukozyten
Field Tropenmedizin (Malaria) Sehr schnell (60 s) Geringe Differenzierung, Artefaktanfällig

Mikroskopische Beurteilung

Der Ausstrich wird mit dem Mikroskop im 1000x-Vergrößerung (Ölimmersion) untersucht. Zu beurteilen sind:

  • Leukozyten: Differenzierung nach Subtyp, Kernform, Granula, Reifegrade
  • Erythrozyten: Größe, Form (Poikilozytose), Farbe (Anisochromasie), Einschlüsse (Howell-Jolly-Körper, Heinz-Körper)
  • Thrombozyten: Anzahl, Aggregation, Riesenformen
  • Parasiten: Plasmodienstadien (Ringform, Schizonten), Mikrofilarien, Trypanosomen

Artefakte erkennen

Falsche Technik kann zu Fehldiagnosen führen:

  • „Schubartefakte“ durch zu langsames Ziehen
  • Zellhaufenbildung durch zu großen Tropfen
  • Zelllysierung bei zu spätem Trocknen

Qualitätsanforderungen

Ein guter Blutausstrich zeigt:

  • Eine gleichmäßige Zellverteilung im Monolayer
  • Keine Zellüberlagerungen oder Farbstoffniederschläge
  • Klar erkennbare Zellkerne und Zytoplasmaunterschiede
Datei:Blut smear quality zones.svg
Zonen des Blutausstrichs: Nur der Monolayer ist zur Beurteilung geeignet.

Spezialformen

  • Dicker Tropfen: Diagnose parasitärer Erkrankungen; kein Fixieren → Hämolyse erwünscht
  • Knopfloch-Ausstrich: Bei hoher Zellzahl, zur besseren Verteilung

Normbereiche Leukozyten im Ausstrich

Zelltyp Normalverteilung im Differentialblutbild (Erwachsene)
Segmentkernige Neutrophile 50–70 %
Stabkernige Neutrophile 3–5 %
Lymphozyten 20–45 %
Monozyten 2–8 %
Eosinophile 2–4 %
Basophile 0–1 %

Fehlerquellen und Tipps

  • Kein EDTA-Blut älter als 2 Stunden verwenden (Morphologie-Veränderungen!)
  • Zügig arbeiten – Zellveränderungen beginnen nach Minuten
  • Monolayer mit Blick aufs „blasse Zentrum“ der Erythrozyten beurteilen
  • Zellklumpen oder Schleppartefakte dokumentieren und mit Vorsicht interpretieren

Weiterführende Literatur

  • Theml, Diem, Haferlach: Taschenatlas Hämatologie. Thieme
  • Delbrück H.: Chronische Leukämien. Stuttgart 2004
  • WHO: Basic Malaria Microscopy (2nd Ed.)

Weblinks

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